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Märkische Onlinezeitung
21. November 2014

Dagmar Möbius
Red. Oranienburg,

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Weniger Barrieren

Oranienburg (MOZ) Im Oranienburger Bürgerzentrum haben am Mittwoch 60 Interessierte darüber gesprochen, wie die Stadt behindertenfreundlicher gestaltet werden kann. Veränderung beginnt aber nicht auf der Baustelle, sondern in den Köpfen.

"Schön, dass so viele da sind, aber es könnten noch mehr sein", freute sich Vize-Bürgermeisterin Kerstin Kausche (CDU) am Mittwochabend über den voll besetzten Saal im Bürgerzentrum. Eingeladen hatten die Stadt und der Arbeitskreis für die Belange behinderter Menschen der Stadt Oranienburg (AKBO). "Wir müssen es schaffen, mehr zu bündeln", sagt die für Soziales zuständige Bürgermeisterin. Das heiße, familiengerechte, barrierefreie, touristisch attraktive und generationenübergreifende Bedingungen immer auch mit Blick auf die Belange Behinderter zu bedenken. Kurz: "Wenn wir in einem Inklusionskreis über alle Themen sprechen, sparen wir mindestens 20 Arbeitskreise."

Holger Dreher, seit 2009 hauptamtlicher Behindertenbeauftragter der Stadt Oranienburg und seit 2006 Vorsitzender des Blinden- und Sehschwachenverbandes in Oberhavel, berichtete, mit welchen Aktivitäten der Arbeitskreis die UN-Behindertenrechtskonvention umsetzt. So fanden beispielsweise Stadtbegehungen mit allen Ortsvorstehern statt, jährlich am 5. Mai wird auf die Belange behinderter Menschen aufmerksam gemacht, und es gibt inklusive Kulturveranstaltungen. Für die Landesgartenschau 2009 erarbeitete der Arbeitskreis ein barrierefreies Konzept. Aktuell läuft ein Projekt mit der Comenius-Schule, bei dem es um inklusive Bildung geht. "Maßstab für meine Arbeit ist, die Lebensverhältnisse in allen Bereichen der Gesellschaft zu verbessern und Behinderten ein selbstbestimmtes und eigenständiges Leben, je nach Fähigkeiten, zu ermöglichen", so Dreher. Bewusstseinsbildung ist dabei ein großes Thema.

Dr. Katrin Grüber, seit 13 Jahren Leiterin des Berliner Instituts Mensch, Ethik und Wissenschaft (IMEW), referierte darüber, wie Oranienburg von der UN-Behindertenrechtskonvention profitieren kann. "Dass Vielfalt bereichert, ist leichter gesagt als getan." Unabhängig vom Grad der Behinderung müsse es darum gehen, Menschen mit Behinderung gleichberechtigt in die Gemeinschaft einzubeziehen. Stehe ein Rollstuhlfahrer vor einer Treppe, sei nicht allein die Überwindung des Höhenunterschiedes eine Barriere, sondern auch die Reaktion der Passanten. "Ein Problem ist: die meisten vermissen nichts", bemerkte Katrin Grüber.

"Dass Behinderte Zugang zu Gottesdiensten oder Kulturveranstaltungen finden, kann und soll man nicht verordnen, aber man muss daran denken." Viele Bürger wüssten nicht, wie sie mit Menschen mit Behinderungen umgehen sollen und vermeiden deshalb Kontakte. "Inklusion heißt, dass alle Bürger von Oranienburg alle Angebote wahrnehmen können, dass die Möglichkeiten da sind. Es geht nicht darum, dass alle alles gemeinsam machen", stellte Dr. Katrin Grüber klar und betonte: "In inklusive Prozesse müssen von Anfang an alle Beteiligten einbezogen sein. Behinderung geht alle an. Das ist nicht nur ein Sozialthema oder eins von Behinderten." Einprägsam veranschaulichte sie, wie ein Nikolaus-Fest inklusiv geplant werden kann. "Da kann man nicht alles machen wie bisher", so das Fazit.

In fünf Arbeitsgruppen tauschten sich die Teilnehmer darüber aus, welche konkreten Maßnahmen sich entwickeln lassen. Die Thementische "Erziehung und Bildung" sowie "Politische Teilhabe" waren am stärksten besucht. Dass sich für "Arbeit und Beschäftigung" nur wenige Interessenten fanden, verwunderte Holger Dreher. "Es ist zwar kein vordergründig kommunales Thema, aber ich hätte mir trotzdem gewünscht, dass einige Akteure mehr, auch die Arbeitsagentur, unserer Einladung gefolgt wären."

Dennoch zeigte er sich mit dem Verlauf der Veranstaltung zufrieden. "Wir wollten für das Thema sensibilisieren und zur Mitarbeit motivieren. Das ist gelungen."

Angeregt wurden unter anderem ein Bildungstag für inklusive Bildung, eine Zusammenkunft aller Akteure im Kultur-Freizeit-

und Sportbereich sowie die vertiefte Diskussion über bezahlbaren, barrierefreien Wohnraum. Die Ergebnisse werden jetzt konkret ausgewertet und sollen spätestens im ersten Quartal 2015

veröffentlicht werden.

Weniger Barrieren

Wollen ein barrierefreies Oranienburg : Sozialdezernentin Kerstin Kausche, Behindertenbeauftragter Holger Dreher, Dr. Katrin Grüber vom Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft sowie Annett Bauer vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Foto: Dagmar Möbius

© Dagmar Möbius

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 

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