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Westfälischer Anzeiger
28. Mai 2011

Mit den Händen sehen

Ralf Jägermann führt 40 Blinde und Sehbehinderte durch die Stadt
Gäste aus Oranienburg können sich nun ein Bild von Hamm machen

 

Von Patrizia Popek
HAMM • Günther Karpenstein kennt die Stadt Hamm sehr gut. Er lebt in Heessen, war früher aktiver Autofahrer und viel unterwegs. Seit einigen Jahren verschlechtern sich seine Augen immer weiter, heute kann der Senior kaum noch sehen. „Umrisse, die kann ich wohl erkennen", erzählt er. „Da vorn, da bewegt sich etwas. Ich schätze, da läuft jemand her", sagt er und deutet aus dem Fenster. Er ist mit einer Gruppe von etwa 40 Blinden und Sehbehinderten unterwegs, seine Begleiter kommen aus Hamm, Ahlen und Oranienburg. Der Blindenverein Hamm-Ahlen hat die Stadttour organisiert und Ralf Jägermann als Stadtführer gewonnen. Jägermann begreift die Tour als besonderes Herausforderung. „Ich gebe mir Mühe, alles viel detaillierter zu beschreiben als sonst", sagt er.

Die Gruppe steht vor dem Brunnen an der Pauluskirche, einige fahren mit ihren Händen über die Körper der Tiere, drehen an Ohren und Schwänzen, sehen die Wesen mit ihren Händen. Jägermann erklärt einiges über die Pauluskirche, achtet sehr genau darauf, die schwarzen Flecken am Gebäude, die Form des Turms, die Lage der Uhren anschaulich zu beschreiben.

Er geht mit seiner Gruppe weiter zum Miniatur:Stadtmodell. Hier bekommt er Unterstützung von Willi Hartel, dem ehemaligen Vorsitzenden des Blindenvereins Hamm-Ahlen. Hartel ertastet die Straßenzüge, ist auf der Suche nach der Miniatur-Pauluskirche. „Ah, hier ist sie", sagt er und befühlt den kleinen runden Knubbel an der Turmspitze. „Ich habe früher gar nicht gewusst, dass eine Kugel auf der Turmspitze zu finden ist", sagt er. Er ruft alle auf, sich selbst ein Bild von der Stadt zu machen - und stößt dabei auf ein Problem: Das Modell ist dreckig, viele Beschriftungen in Punktschrift nicht ohne weiteres zu lesen. „Wir sollten wirklich anregen, dass das Modell öfter sauber gemacht wird", sagt er. Von Blättern und Staub lassen sich die Mitfahrer nicht abschrecken, erkunden das Modell, auch Günther Karpenstein fühlt nach.

Mit dem Reisebus geht es für die Gruppe weiter zum Gradierwerk im .Kurpark., Diese Station hat Jägermann mit einem besonderen Hintergedanken ausgewählt: „Dort können die Teilnehmer etwas riechen", sagt er. „Schließlich soll die Stadtrundfahrt ein sinnliches Erlebnis werden." Die „Nordseeluft" schließlich begeistert alle, alle schnuppern und freuen sich an den vielen Sinneseindrücken, die sie während der gut dreistündigen Rundfahrt gewonnen haben.

Jägermann selbst hatte die Idee zur Stadtführung für Blinde und freut sich, dass das Programm gut angenommen wurde. Er setzt darauf, dass auch die Angehörigen helfen, den Nichtsehenden einen kleinen Eindruck von den Schönheiten der Stadt Hamm zu verschaffen.

Bild

„Ich habe früher gar nicht gewusst, dass eine Kugel auf der Turmspitze zu finden ist"- Willi Hartel (rechts), beim Ertasten des Miniatur-Stadtmodells., • Foto: Popek
 

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