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Märkische Allgemeine Zeitung
26. Juni 2010

Premiere in Oranienburg

Erstmals deutsche Meisterschaften im Sportkegeln in Oberhavel
Der Behindertensport fristet noch immer ein Schattendasein. In Oranienburg beweisen die Teilnehmer der deutschen Meisterschaften im Sportkegeln, dass sie zu Höchstleistungen fähig sind.


Von Kristina Heidenreich

ORANIENBURG Nach vorn gebeugt wie bei Dehnungsübungen stehen sie da. Hockend ertasten sie den Boden. Sie suchen den Aufsatzpunkt für die Kugel. Denn sie sehen so gut wie nichts. Die Sehbehinderten sind dabei nur eine Wertungsklasse bei den deutschen Meisterschaften im Sportkegeln, Sektion Bohle, des Deutschen Behindertensportverbandes in Oranienburg. Von Freitag bis Sonntag wetteifern die Athleten in fünf Wertungsklassen und zwei Altersklassen um Siege und gute Platzierungen.
Zum ersten Mal finden die nationalen Titelkämpfe in den neuen Bundesländern statt. Wie der Behindertensport insgesamt, fristen sie in der öffentlichen Wahrnehmung ein Schattendasein. „Im Alltäglichen findet Behindertensport oft gar nicht statt", sagt Manfred Hick, Vereinschef des FSV Forst Borgsdorf, dem einzigen Verein in Oberhavel mit einer Behindertensportabteilung.

Dabei unterscheidet sich das Kegeln der Behinderten stark vom Kegeln der Aktiven ohne körperliche Beeinträchtigungen. Insbesondere Sehbehinderte haben beim Schieben der Kugel ihre eigene Technik. Unterschieden wird zwischen den Blinden sowie den stark Sehgeschwächten und den Sehgeschwächten. In der Wertungsklasse der Vollblinden müssen sich die Aktiven die Augen zusätzlich abkleben und eine lichtundurchlässige Brille aufsetzen. „Manche Sportler können noch zwischen hell und dunkel unterscheiden" erklärt Wolfgang Serve, Turnierleiter der deutschen Meisterschaften. Blind ist in dieser Klassifizierung nicht gleich blind.

Die Blinden werden wie einige der Sehgeschwächten von einem Betreuer an die Bahn geführt. Der reicht ihnen die Kugel. Die Sportler setzen sie ab und ertasten den Aufsatzpunkt der Bahn, die sich leicht vom Rand der Anlage absetzt. Beim Schieben der Kugel ist dann Fingerspitzengefühl gefragt. Etwas zu viel Druck und die Kugel bricht auf der Bahn aus. „Wir müssen uns beim Aufsetzen sehr konzentrieren", sagt Oranienburgs Behindertenbeauftragter Holger Dreher. Er schob gestern eine der ersten Kugeln und holte Silber.

Starter-Klassen
« Männer, Frauen
• Wertungsklassen
WK l: Doppelte Beinschäden
WK 2: Einseitig Beinbehinderte
WK 3: Armbehinderte
WK 4: Allgemein Behinderte
WK 5: Vollblinde
WK 6a: Stark Sehbehinderte
WK 6b: Sehbehinderte

Altersklassen
AK 1: Master (bis 50 Jahre)
AK 2: Senioren
 

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