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Märkische Allgemeine Zeitung
7. 6. 2008

Durchblicken beim Einkauf

VEREIN Sehbehinderte warben für mehr Rücksichtnahme der Supermärkte

Auf Schwierigkeiten beim Einkauf machte gestern die Oranienburger Gruppe des Blinden- und Sehbehinderten-Verbandes Brandenburg am bundesweiten Sehbehindertentag aufmerksam. Dieser stand unter dem Motto „Ich sehe so, wie du nicht siehst".
Von Sebastian Jannasch

ORANIENBURG Sie sehen wie durch Milchglas. Formen zerfließen, Farben verwischen, und Schrift verschwimmt. Für Sehbehinderte ist der tägliche Einkauf wie ein Hindernislauf. Gestern machten sie auf ihre Probleme in Oranienburg aufmerksam. Vor dem Kaufland war ein Infostand aufgebaut. Vereinsmitglied Jeannette Borowsky verteilte Brillen an Passanten, die die Wahrnehmung von Sehbehinderten simulierten. Der Vorsitzende der Oranienburger Gruppe, Holger Dreher, leistete Aufklärungsarbeit: „Als sehbehindert gilt, wer trotz Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr als 30 Prozent der normalen Sehkraft besitzt", erläuterte er. In Deutschland trifft das auf etwa eine halbe Million Menschen zu, im Kreis sind es etwa 1500. Der Verein kritisiert, dass Preisschilder oft nicht kontrastreich gestaltet und Regale nicht blendfrei beleuchtet sind. „Sehbehinderte sind besonders blendempfmdlich", erklärt Dreher. „Wir wünschen uns, dass Gänge nicht verstellt und die Mitarbeiter hilfsbereit sind." Es reiche nicht aus, wenn Verkäufer einfach nur in eine Richtung weisen, um zu zeigen, wo sich ein Produkt befindet, so Dreher.

Damit sich die Lage tatsächlich verbessert, fand ein Rundgang mit dem Sicherheitsbeauftragten von Kaufland Daniel Göricke durch den Supermarkt statt. Das Ergebnis war ernüchternd, „Es gibt jede Menge Nachholbedarf, stellt Dreher fest. Es dürfe nicht immer wieder umgebaut werden, da Sehbehinderte dann die Orientierung verlieren. Sie müssten sich darauf verlassen können, die Produkte am selben Ort zu finden. Außerdem seien Preisschilder teilweise nicht auf Augenhöhe angebracht und wegen der Schriftgröße und Farbe nicht gut lesbar.

Aber auch Positives hatte Dreher zu berichten: „Die Hilfsbereitschaft ist groß, wenn höflich gefragt wird. Auch einige Auslagen sind gut beleuchtet." Kaufland will nun reagieren. „Wir werden auf jeden Fall die Gänge beräumen", verspricht Daniel Göricke. Ob man aber die Preisschilder neu gestaltet, wusste er nicht zu sagen. „Mir ist klar, dass wir keine Felsbrocken bewegen können, aber zumindest wollen wir zum Nachdenken anregen", gibt sich Dreher realistisch. Als Erfolg verbucht er, dass Kaufland nicht länger die Augen vor den Schwierigkeiten der Sehbehinderten verschließen will.

 

 

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