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3. August 2005 Oranienburger
Generalanzeiger Ein
Behindertenbeirat für die Stadt Oranienburg
ORANIENBURG • Die Kritik der Schmachtenhagener
Rollstuhlfahrerin Monika Rösch zur Eröffnung des Oranienburger
Bollwerkes hat einmal mehr verdeutlicht, dass die Forderung der
städtischen Behindertenbeauftragten, Barbara Blauert, zur Einrichtung
eines Behindertenbeirates nicht unberechtigt ist. Monika Rösch hatte
bemängelt, von den Planungen nichts gewusst zu haben, was wiederum von
den Vertretern der Stadt zurückgewiesen wurde. Immerhin müssen gerade
bei öffentlichen Bauvorhaben, die Behindertenverbände informiert und in
die Planungen einbezogen werden. Doch wann muss welcher Verband
angesprochen werden, zumal auch Sehbehinderte andere Probleme haben als
Gehörlose oder Rollstuhlfahrer?
Vor diesem Hintergrund sprach Redakteur Volkmar Ernst mit der
Oranienburger Behindertenbeauftragten Barbara Blauert und Holger Dreher
vom Blinden- und Sehbehindertenverband über die Einrichtung eines
Behindertenbeirates.
Warum braucht die Stadt ein solches Gremium?
Barbara Blauert: Die Stadt Oranienburg hat auch durch die Fusion
mit den Umlandgemeinden mittlerweile eine Größe erreicht, dass ein
ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter die vielen Aufgaben nicht mehr
allein bewältigen kann. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Behinderungen
und von Behindertenverbänden. Für diese brauchen wir ein Gremium, in dem
Informationen ausgetauscht werden können.
Wer sollte nach Ihrer Meinung im Behindertenbeirat mitarbeiten?
Barbara Blauert: Auf alle Fälle alle großen Verbände. Dazu
gehören für mich der Behindertenverband, der Gehörlosen- und
Blindenverband, die verschiedenen Selbsthilfegruppen und auch der Verein
zur Förderung der Selbsthilfe.
Wird dann das Gremium nicht zu groß?
Barbara Blauert: Nein. Ich denke, dass zumindest die großen
Vereine mit jeweils einem Vertreter im Beirat mitarbeiten sollten.
Außerdem sollten die kleineren Vereine und die Selbsthilfegruppen hier
ihre Adressen und Telefonnummern hinterlassen, damit sie vom Beirat bei
speziellen Problemen angerufen werden können.
Welche Aufgaben soll der Beirat übernehmen?
Holger Dreher: Zwei wichtige Arbeitsbereiche sind mir wichtig.
Zum einen soll der Beirat aus den unterschiedlichen Zuarbeiten für die
Verwaltung auflisten, was wichtig ist, um die Stadt behindertengerecht
zu gestalten. Dass nicht alle Forderungen umsetzbar sind, liegt in der
Vielzahl der Behinderungen, die es gibt. Zum Beispiel verlassen sich
blinde Menschen auf ihren Stock und brauchen Kanten und feste
Abgrenzungen, die sie ertasten können. Doch schon für Sehbehinderte
können diese Abgrenzungen zu Stolperfallen werden. Deshalb müssen wir
selbst versuchen, der Verwaltung vernünftige und für alle
Behindertengruppen akzeptable Gestaltungsvorschläge zuarbeiten. Zum
anderen soll der Beirat der Ansprechpartner für die Verwaltung sein,
wenn es um Bau- und Gestaltungsvorhaben geht.
Barbara Blauert: Wichtig ist uns nur, dass wirklich alle
Informationen der Verwaltung an uns weitergegeben werden. Wir werden
diese dann im Gremium beraten und, wenn notwendig, an andere Gruppen
weiterleiten und um eine Stellungnahme bitten.
Aber das gilt nur für Stellungnahmen zu öffentlichen Vorhaben?
Barbara Blauert: Das stimmt schon, aber es gibt inzwischen auch
immer mehr private Bauherrn, die im Vorfeld mit uns Kontakt aufnehmen.
Bestes Beispiel ist das neue Wohn- und Geschäftshaus in Lehnitz. Der
Investor hat sich vorab mit uns in Verbindung gesetzt und sich danach
erkundigt, wie der Bau behinderten- und rollstuhlgerecht gebaut werden
kann - und das ist er doch auch geworden.
Wo soll denn der Beirat seinen Sitz haben?
Barbara Blauert: Ein Raum in der Stadtverwaltung wäre natürlich
ideal. Das Schloss ist zentral gelegen, außerdem sind die Wege zur
Verwaltung kurz.
Gibt es bereits konkrete zeitliche Vorstellungen?
Barbara Blauert: Im Antrag für das „barrierefreie Oranienburg",
den ich heute den Mitgliedern des städtischen Sozialausschusses
übergeben möchte, orientiere ich nicht ohne Grund auf den 3. Dezember
2005. Immerhin ist das der Internationale Tag für die Menschen mit einer
Behinderung.
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